Willkommen im Jahr 5777
Shana Tova u'metuka! Ein frohes und süßes neues Jahr.
Wer jetzt glaubt, er sei bei „Zurück in die Zukunft“ gelandet, liegt leider falsch. Am 2. Oktober wurde nämlich Rosch Haschana, das jüdische Neujahrsfest gefeiert...und wegen der Feiertage hatten alle von Freitag bis Dienstag frei.
Am Donnerstagabend vor Rosch Haschana feierten Lara und ich unser einmonatiges Israel-Jubiläum in der wohl allerbesten Schokoladenbar (!!!!!) Israels. Ich kann kaum glauben, dass schon ein ganzer Monat hier in Israel vergangen ist.
Wie ihr aus meinen anderen Blogeinträgen ja schon wisst, wohnen wir relativ ungünstig, wenn man am Wochenende in die Innenstadt von Tel Aviv möchte, deshalb hatten Lara und ich uns an diesem Wochenende dazu entschlossen in Tel Aviv Couchsurfing zu machen. Am Freitagmorgen trafen wir uns direkt mit unseren Hosts Omri und Amit am Strand. Während Lara den ganzen Tag bei den beiden verbrachte, musste ich noch einmal nach Hause, da ich am Abend zu einem Shabbat Dinner bei einer Familie aus dem Kindergarten eingeladen war. Die vierköpfige Familie wohnt in einem der vielen schicken Häusern hier in der Umgebung. Ein tolles Erlebnis und das Essen war wie zu erwarten super!
Nach dem Essen traf ich mich mit Lara, Amit und Omri in der Innenstadt und wir versuchten vergeblich in einen der Tel Aviver Clubs zu kommen. Viele der Clubs hier dürfen nämlich erst ab 24 betreten werden. Dafür haben wir dann schließlich die wohl beste Bar der Stadt in einem Hinterhof entdeckt.
Samstags setzten Lara und ich unseren Tel Aviv Rundgang fort und konnten relativ stolz feststellen, dass wir die meisten Orte schon kennen. Nach fünf Stunden Stadterkundung waren wir abends aber auch ziemlich fertig und froh wieder nach Hause zu kommen.
Am Sonntag fieberten wir dann aufgeregt dem Rosch Haschana Dinner am Abend entgegen. Alle meine Mitbewohner, bis auf Flore und Joanne, die die Feiertage in Eilat verbrachten, waren bei einer Familie oder bei ihren Mitarbeitern aus dem Kindergarten eingeladen.
Ich durfte den Abend bei der Familie der Zwillinge Jonathan und Alma verbringen. Die Feier fand bei der Großmutter/“Safta“ der beiden, die ich im Kindergarten schon kennengelernt habe, statt. Um 19:00 Uhr wurde ich von Onkel Guy und der 92-Jährigen Großmutter zu Hause abgeholt. Die Familie von Alma und Jonathan ist im Vergleich zu anderen israelischen Familien ziemlich klein. Wir waren nur 13 Personen und zwei Hunde. Guy ist mit einer Engländerin verheiratet, weshalb die ganze Familie und besonders ihre beiden Töchter perfekt Englisch sprechen und ich mich den ganzen Abend problemlos mit allen unterhalten konnte.
Traditionell wird an Rosch Haschana über jedem Essen einzeln ein Segen ausgesprochen. Außerdem trägt man normalerweise weiße Kleidung. Die Familie von Alma und Jonathan ist allerdings weniger religiös, deshalb wurde nur zu Beginn des Essens ein Segen gesprochen, bevor sich alle auf die köstlichen Speisen stürzten.
Als Vorspeise gab es verschiedene Salate, Brot, Hühnerleberpastete und natürlich Apfel mit Honig. Jedes Essen an Rosch Haschana hat in irgendeiner Art und Weise eine Bedeutung. Bei der Pastete wurde beispielsweise darauf geachtet, dass sie eine runde Form hat, da man sich gegenseitig ein rundes neues Jahr wünscht.
Als Hauptgericht gab es zu meiner ganz persönlichen Begeisterung Fleisch – und zwar Hähnchen um genau zu sein. Dazu wurde eine süße Sauce mit Mango gereicht. Die süße Sauce steht wie die Äpfel mit Honig für ein süßes neues Jahr. Ich war auch ziemlich erleichtert, dass es nicht den traditionellen Fischkopf gab. Dieser wird gegessen, da man gerne der Kopf, bzw. der Chef und nicht das Ende, oder der Mitläufer sein möchte.
Fleisch ist hier für mich wirklich etwas Besonderes geworden, weil es mir im Supermarkt preislich zu teuer ist und ich somit jetzt praktisch - allerdings nicht mit Herz und Seele - mehr oder weniger zur Vegetarierin geworden bin. Wie ihr ja schon wisst, sind stattdessen Datteln, Couscous und Hummus hier zu meinen Grundnahrungsmitteln geworden.
Nach einer Suppe gab es dann zum Dessert noch Bratapfel mit Nüssen. Das ist angeblich gut für's Gehirn, da man sich viele kluge Einfälle und Intelligenz für das kommende Jahr wünscht.
Satt für die ganze nächste Woche wurde ich schließlich am späten Abend wieder nach Hause gebracht und habe von Roni, der Mutter von Alma und Jonathan, noch ein paar nützliche Reisehinweise für Israel erhalten.
Am Montag war ein Trip mit einem israelischen Bekannten, Tamir, nach Herzliya geplant. Herzliya ist ungefähr 15-20 Minuten mit dem Auto von Tel Aviv entfernt. Da aber wegen des Feiertages natürlich keine Busse fuhren, mussten wir uns eine andere Lösung überlegen um nach Herzliya zu kommen.
Ich möchte mich hier kurz bei meinen Eltern entschuldigen: Liebe Mama, lieber Papa, ich hoffe ihr denkt jetzt nicht, dass eure gute Erziehung gescheitert ist, aber ich bin trotz eurer jahrelangen Warnungen getrampt und zu jemand fremdes ins Auto gestiegen. Allerdings waren wir zu viert und ich lebe noch. Also Friede, Freude, Eierkuchen.
In Herzliya wurden erstmal die Reste von Rosch Haschana verspeist, bevor es an den historischen Strand von Herzliya ging. Der Strand ist einfach großartig. Wenn man ein bisschen über die Steine am Strand klettert findet man wunderschöne kleine Buchten und alte Canyons.
Nach einer kleinen Wanderung nahm uns Tamir noch zu einem anderen Strandabschnitt mit, wo wir den Sonnenuntergang bewunderten. Hier trafen wir einen Freund Tamirs, der sich besonders im Norden Israels gut auskennt. Mit diesem fuhren wir dann zur sogenannten „Blue Cave“ und zur „Shell Bay“. Die „Blue Cave“ ist eine im Meer gelegene Höhle. Da es aber mittlerweile schon ca. 21:00 Uhr war, war es stockdunkel und das Ganze hatte einen unheimlichen und verwunschenen Touch. In die Höhle kann man ohne Risiko reinschwimmen. Die einzige Gefahr die in der Höhle lauert, sind die Krabben, von denen auch ich das ein oder andere Mal gezwickt wurde.
Dienstags ging es für uns sportlich weiter. Zusammen mit Omri und Amit, unseren Hosts vom Wochenende, fuhren wir nach Ashqelon, einem Nationalpark südlich von Tel Aviv. In der brühenden Mittagshitze wanderten wir Sandwege entlang und belohnten uns danach mit einem Eis und einem Bad im Meer.
Nach diesem sehr "anstrengenden" Wochenende war ich froh nur zwei Tage arbeiten zu müssen, bevor am nächsten Wochenende meine Reise nach Ein Gedi am Toten Meer anstand. Aber dazu mehr im nächsten Blogeintrag.
Bis dahin: Shana Tova u‘metuka!!!
Kommentar schreiben
Mama (Dienstag, 18 Oktober 2016 09:07)
Wieder eine wunderbare Geschichte, schon gespannt drauf gewartet. Naja, das Trampen.......das wollen wir mal nicht so eng sehen. Alles Liebe Mama
Susanne Freisberg (Dienstag, 18 Oktober 2016 15:00)
Ihr seid tatsächlich in ein dunkles Meer mit lauter Krabben geschwommen?? Herje!
Ein wunderbarer Bericht - besonders die Bedeutungen des Essens sind herrlich.
Liebe Grüße
Susanne
Dein Dad (Dienstag, 18 Oktober 2016 15:59)
Endlich...einer neuer spannender Blogpost...mit wunderschönen Bildern und tollen Berichten zum jüdischen Neujahrsfest. Wann kommen die nächsten Berichte (grins)??
Und das mit dem Trampen?...geschenkt...wenn ich da an mich selbst denke als ich so alt war...hahaha
Liebe Grüße und fühl Dich ganz doll umarmt
Papa