Niemand hat die Absicht eine Mauer zu bauen?
„This road leads to area „A“ under the Palestinian authority. The entrance for Israeli Citizens is forbidden, dangerous to your lives and is against the Israeli law.”
„Diese Straße führt zu Zone A, dem palästinensischen Autonomiegebiet. Der Übergang ist für israelische Staatsangehörige verboten, lebensgefährdend und gegen das israelische Gesetz.“
So steht es auf dem großen roten Schild vor der Mauer zwischen Israel und Palästina. Erschreckend und sehr sonderbar ist der Anblick dieser hohen, grauen Mauer die sich zwischen Israel und der A Zone erstreckt. Mir persönlich kamen bei dieser Aussicht als aller erstes schlechte DDR-Witze in den Sinn. Ich fand es sehr komisch zu sehen, dass zwischen diesen beiden Ländern, die Mal eines waren, wirklich eine Mauer steht, dass es wirklich eine Grenzkontrolle gibt und dass dieser Konflikt wirklich sehr real und aktuell ist.
Auf dem Weg nach Ramallah, das im Autonomiegebiet der Palästinenser liegt, mussten natürlich auch wir die Grenze mit dem Bus passieren. Der Übergang von Israel in die Westbank verläuft für alle Mitfahrenden problemlos, da sich die Grenze ohne weitere Kontrollen durch das israelische Militär passieren lässt. Ramallah liegt 20 Minuten hinter Jerusalem. Wir entschieden uns auf dieser Reise in einem Hostel im Zentrum der Stadt zu übernachten. Das „Hostel IN Ramallah“ ist das wahrscheinlich coolste Hostel überhaupt. Es wird sozusagen nur von Freiwilligen betrieben und alle Wände sind bunt bemalt und mit "Pro Palestine" Sprüchen beschrieben.
Müde und hungrig machten wir uns auf den Weg in die Innenstadt auf der Suche nach Essen. In einem kleinen Restaurant haben wir dann ein palästinensisches Nationalgericht gegessen: Eine Art Blätterteigpizza mit Nüssen, Zwiebeln, einem halben Hähnchen und vor allem gaaaaaaanz viel Öl.
Satt und glücklich ließen wir den Abend auf der Dachterrasse des Hostels ausklingen.
Am nächsten Morgen machten wir uns auf den Weg zu einer Stadttour und liefen ohne einen wirklichen Plan durch die Stadt. Eine der wichtigen Sehenswürdigkeiten in Ramallah ist das Grab Arafats. Aufgrund der schweren Bewachung vor dem Eingang waren wir uns zunächst etwas unsicher, ob man sich das große Marmorgebilde überhaupt anschauen kann. Es stellte sich aber heraus, dass die Soldaten eher begeistert von Touristen sind und sich auch äußerst gerne von ihnen fotografieren lassen. Stolz wie Oskar posierten die beiden Soldaten neben dem Denkmal ihres ehemaligen Präsidenten.
Neben Arafats Grab gibt es auch noch eine sehr moderne Moschee, die wir uns von außen angucken konnten.
Wenn man schon mal in einem arabischen Land ist, dann ist es fast schon eine Sünde keine arabischen Süßigkeiten zu probieren. In einem kleinen Spezialitätenladen aßen wir alle ein Stück „Knafe“. Das ist Käse, der in Sirup getränkt wird und auf der Oberfläche mit einem knusprigen, nicht definierbaren Zeug überzogen und suuuuper lecker ist. Auf dem Markt besorgten wir für sehr, sehr wenig Geld Gemüse und Reis fürs Abendessen. Obst und Gemüse sind in Palästina viel billiger als in Israel. Später am Abend ging wir dann noch in eine Bar und tranken palästinensisches Bier, was für meinen Geschmack...und ich bin kein Biertrinker, sogar ganz gut war.
Für den nächsten Tag hatten wir ein Ausflug nach Jericho geplant. Mit einem kleinem, klapprigen Büsschen schlängelten wir uns die Berge nach Jericho rauf und runter und bewunderten den wunderbaren Ausblick auf die Wüste und Felsen.
In Jericho angekommen bestiegen wir als erstes den „Berg der Versuchung“, auf dem der Teufel angeblich versucht hat Jesus dazu zu bringen einen Stein in ein Stück Brot zu verwandeln. Jesus hatte zuvor 40 Tage gefastet und stellte so seinen starken Glauben unter Beweis.
Auf der Spitze des Berges steht eine kleine hübsche Kirche der griechisch-orthodoxen Gemeinde. Von einem Balkon aus kann man sogar bis zum Toten Meer sehen.
Als nächstes haben wir uns die Ruinen des alten Jericho angesehen. Wenn ihr mal da seid - es lohnt sich nicht dafür 15 NIS auszugeben - ich fand die Ruinen ziemlich langweilig und nicht besonders schön.
Wirklich toll und sehenswert ist allerdings der alte Hisham Palace, wo man unter anderem auch das berühmte Mosaik „The Tree of Life“ sehen kann.
Den letzten Tag in Ramallah verbrachten wir beim „Hamam“, in einem türkischen Bad, und ließen es uns richtig gut gehen. Zuerst kommt man in einen Dampfraum, der ein bisschen mit einer Sauna vergleichbar ist, und wird vollgedampft. Zwischendurch bekamen wir kalten Hibiskussaft gereicht oder gingen in den kalten Pool. Danach wurden wir mit einem rauen Schwamm abgerubbelt, so dass jeder seine alte Haut loswurde, und legten uns zum Ausruhen auf einen heißen Stein.
Müde und erholt fuhren wir am Abend zurück nach Tel Aviv. Diesmal wurde unser Pass beim Grenzübergang kontrolliert. Da wir keine Palästinenser zwischen 15 und 55 sind, durften wir im Bus sitzen bleiben. Alle palästinensischen Staatsangehörigen im genannten Alter müssen nämlich jeden Grenzübergang vom Westjordanland nach Israel zu Fuß überqueren und steigen erst nach der Kontrolle wieder in den Bus ein.
Sabbat Shalom!
(P.S. Irgendwas hat mit den Bildern nicht funktioniert, deshalb sind es dieses Mal nicht so viele...ich versuche so schnell wie möglich eine Lösung zu finden!)
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Onkel Manfred und Tante Monika (Dienstag, 29 November 2016 18:57)
Liebe Sara, wir lesen Deine Berichte mit viel Interesse und Freude. Wir verstehen , dass für Dich das Leben in Israel faszinierend ist, da sich das das Leben dort doch wohl ganz wesentlich von dem in Deutschland unterscheidet. du berichtest uns aber nur von Deinen Freizeitunternehmungen. Wir möchten mal auch etwas von Deinem Alltag und Deiner Arbeit erfahren.
Ganz liebe Grüße Onkel Manfred und Tante Monika
Dein Dad (Donnerstag, 01 Dezember 2016 10:59)
Wie immer ein toll geschriebener Blogeintrag. Schade, dass das mit dem Hochladen der Bilder (noch) nicht geklappt hat...hätte zu gerne die posierenden Soldaten neben dem Arafat-Mausoleum gesehen...;-))
Drück' Dich gaaaanz doll
Papa
Mama (Donnerstag, 01 Dezember 2016 16:56)
Das war ja mal wieder spannend!
Küsschen Mama