Nr.11

Yom Hazmaout

In Deutschland wird ja höchstens mal zur EM oder WM die Fahne gehisst. In Israel sieht das zum Unabhängigkeitstag Yom Ha'atzmaut alles ein bisschen anders aus. Nach meinen Pessach-Ferien, die ich mit Hannah und Katrin und später mit Mama verbracht habe, wurde ich im Kindergarten nur so von Blauweiß, den Nationalfarben Israels, erschlagen. Die Kinder bastelten eine Woche lang Flaggen,malten mit blauen Stiften Bilder von Theodor Herzel, Benjamin Netanyahu und Reuven Rivlin, die im Kindergarten aufgehängt wurden, und Lieder über die Schönheit „Eretz Israel“ liefen in Dauerschleife.

 

Ein paar Tage vor Yom Ha'atzmaut war auch der Tag zum Gedenken an den Holocaust. Um 10 Uhr erklang für eine Minute lang die Sirene, die sonst nur bei Raketenangriffen ertönt. Am Abend nahm ich an einer Veranstaltung teil, bei der ein deutscher Zeitzeuge und Holocaustüberlebender über sein Leben erzählte.

 

Am Tag direkt vor Yom Ha'atzmaut wird traditionell den gefallenen Soldaten und Terroropfern gedacht. Im Radio werden an diesem Tag ausschließlich traurige Lieder gespielt und alle Vergnügnungsattraktionen etc. sind geschlossen.

 

Am Abend dieses Tages beginnt dann der Unabhängigkeitstag. Diesen, bzw. die Nacht davor, verbrachte ich mit Lara und Joanne in Jerusalem. In der ganzen Stadt gab es Konzerte und Partys. Zuerst trafen wir uns mit einer jüdischen Freundin von Lara zum Gruppengebet nahe der Western Wall. Gebete werden im Judentum eher gesungen und die Leute tanzen und feiern. In einer Menge wie dieser zu stehen, ist ein erstaunlich tolles Gefühl.

 

Danach machten wir uns auf in die Stadt, wo wir ganz schön darauf achten mussten nicht von herumgeworfenen Plastikhammern oder Rasiergel getroffen zu werden. Aus einem unerklärlichen Grund ist das an diesem Tag Brauch.

 

In den nächsten Stunden liefen wir dann von einer Bühne zur anderen, bis endlich Jimbo J auftrat, der Künstler den wir unbedingt sehen wollten. Ich verlinke euch bei Gelegenheit mal eines seiner Lieder. Am frühen Morgen verschlug es uns dann noch zu einer sehr merkwürdigen Techno-Party in einem leerstehenden Haus. Um sieben Uhr morgens machten wir uns mit den anderen Leuten erschöpft von der langen Nacht wieder auf den Weg nach Tel Aviv. Es war eine sehr ruhige Fahrt, da ich mir sicher bin, dass alle im Bus geschlafen haben.

 

Für mich persönlich war der israelische Unabhängigkeitstag recht seltsam, allein wegen dieses etwas übertriebenen Nationalstolzes. Dennoch war es eine sehr interessante Erfahrung mitzuerleben, wie die Israelis, ganz anders als wir Deutschen, ihren Nationalfeiertag feiern.