Nr.12

Zu Besuch bei Aphrodite

Was könnte man noch mit den letzten drei Tagen Urlaub anfangen, die man sich noch nehmen kann? Das fragten sich Joanne und ich vor ein paar Wochen. Ein schneller Blick auf die Weltkarte und es war entschieden: Zypern soll es sein. Das ist nicht weit weg und der Flug ist billig.

 

Anfang Juli machten wir uns also auf den Weg zum Ben-Gurion-Flughafen in Tel Aviv. Wir waren beide ziemlich aufgeregt vor dem Flug oder besser gesagt wegen der bevorstehenden Sicherheitskontrolle. Nach den vielen Horrorgeschichten, die wir von anderen Freiwilligen gehört hatten, waren wir ein wenig besorgt über mögliche Kontrollen. Nach der ersten Fragerunde wurden wir dann natürlich auch gleich in eine besondere Reihe für Menschen mit einer höheren Sicherheitsstufe gestellt. Nach gründlicher Sprengstoffkontrolle durften wir dann aber endlich zum Gate.  Der Flug startete pünktlich und nach knapp einer Stunde betraten wir nach langer Zeit endlich wieder EU-Territorium. Mit dem altbekannten und lang vermissten Euro in der Tasche machten wir uns mit dem Bus auf den Weg von Larnaka nach Nikosia. Dort schliefen wir für die nächsten zwei Nächte bei Freiwilligen.

 

Am nächsten Morgen wurde unser eigentliche Plan, im Tröodos-Gebiet wandern zu gehen, leider durchkreuzt, da der Bus, der uns dorthin bringen sollte, zu unserer großen Verwunderung pünktlich kam. Zu sehr an israelische Standards gewöhnt, waren wir davon ausgegangen, dass der Bus ja wohl kaum zur pünktlichen Uhrzeit abfahren würde. Nach einem kurzen Blick in den Reiseführer entschieden wir uns stattdessen dafür in den Ort Limassol zu fahren. Wir verbrachten den Mittag damit durch die Gässchen zu schlendern und in das ein oder andere Geschäft zu gehen. Am Nachmittag fuhren wir zurück nach Nikosia, da wir den türkischen Teil noch bei Tageslicht sehen wollten. Den Grenzübergang hätten wir allerdings fast übersehen. Keine Mauer, keine Snipers. Nur ein kleiner Kabuff mit einem Polizisten, der desinteressiert auf unsere Pässe blickte. Da waren wir wohl auch eher Anderes gewöhnt. Nach dem im Endeffekt dann doch sehr voll gepacktem Tag, waren wir abends ziemlich hungrig und aßen in einem netten Restaurant reichlich Feta-Salat und köstliche Calamari.

 

Am nächsten Tag waren wir dann pünktlich am Busbahnhof. Man soll ja aus Fehlern lernen! Diesmal ging es mit dem Bus nach Paphos bzw. weiter nach Polis im Süden Zyperns. Nachdem wir unser Gepäck im Hotel abgelegt hatten, ging es zu Aphrodites Bad. Zypern ist nämlich bekannt als die Insel der Aphrodite. Das Bad der Aphrodite stellte sich allerdings als bedeutend unromantischer heraus als gedacht und so machten wir lieber mit einem Safari-Bus eine Tour zur Blue Lagoon. Aber wie hätte es auch anders kommen können - wir saßen natürlich zwischen zwei israelischen Familien. Die scheinen offenbar wirklich überall zu sein, und Joanne und ich hatten uns mittlerweile einen Spaß daraus gemacht wer die meisten Israelis sichtet. Das Spiel mussten wir allerdings bald wegen zu großem Spielehrgeiz und zunehmender Auseinandersetzungen abblasen.

 

An diesem und auch an allen anderen Tagen war es noch um einiges heißer als in Israel, und so verbrachten Joanne und ich die meiste Zeit in dem wunderschönen, klaren blauen Wasser der Blue Lagoon. Am Abend aßen wir in einer traditionellen Taverne sogenannte Meze. Meze besteht aus 18 verschiedenen kleinen Gerichten, die zusammen auf Tellerchen serviert werden. Man kann zwischen Fisch und Fleisch wählen. Wir entschieden uns für den Fisch und aßen so viel, bis wir beinahe platzten.

 

Nach einem ausgiebigen Frühstück in Paphos am nächsten Morgen, entschieden wir uns nach großem Hin und Her zu Aphrodites Felsen zu fahren. An dem nicht weit von Paphos entfernten Strand ist Aphrodite der Legende nach aus dem Meer aufgetaucht. Angeblich wird jeder, der dreimal um den Felsen schwimmt in nächster Zeit heiraten. Um nichts zu überstürzen habe ich den Felsen lieber erst einmal umrundet.

 

Am Abend fuhren wir dann weiter nach Agia Napa, einer ziemlich touristischen Partystadt in der wir eine relativ billige Unterkunft gefunden hatten. Bitte tut mir den Gefallen und fahrt NIE, NIE, NIEMALS!! nach Agia Napa. Die Stadt wimmelt nur so von praktisch nackten, vorlauten Halbwüchsigen und Joanne und mir lief abwechselnd ein kalter Schauer der Abscheu über den Rücken. Da half auch der Ouzo nichts.

 

Vor unserem Rückflug am Dienstag besuchten wir schließlich noch einen letzten Strand. Cape Greko hat vermutlich das schönste blaue Wasser, das ich je gesehen habe. Dafür hat sich sogar die Horrornacht in Agia Napa gelohnt.

 

Unser Rückflug am späten Nachmittag stellte sich dann noch mal als kleines Abenteuer heraus. Wir hatten wohl einen zusätzlichen Security Check unserer Airline El Al verpasst und durften erst einmal nicht das Gate betreten. Wir wurden von zwei Sicherheitsbeamten getrennt und mindestens 15 Minuten über unser komplettes Leben und die Stempel in unseren Pässen befragt. Nach einem weiteren Sprengstoff-Test durften aber auch wir endlich ins Flugzeug und zurück nach Tel Aviv fliegen.

 

Jetzt sind es nur noch ungefähr fünf Wochen, bis es für mich zurück nach Deutschland geht. Ich freue mich sehr wieder nach Hause zu kommen, bin zugleich aber auch traurig über das, was ich hier zurücklasse. Tel Aviv, die Menschen und die Atmosphäre werden mir sehr fehlen. Ich versuche in letzter Zeit möglichst wenig Zeit zu Hause und mehr draußen in der Stadt zu verbringen, um noch einmal alles richtig in mich aufnehmen zu können. Auch wenn die Arbeit mit Kindern nicht immer einfach ist, und ich langsam auch genug davon habe, werden mir besonders meine Mitarbeiterinnen und natürlich auch die kleinen Racker fehlen.

 

Ich werde versuchen in den nächsten Tagen auch noch einmal darüber zu schreiben, wie wir momentan die aktuelle politische Krise in Israel und Palästina erleben.

 

Bis Bald!

 

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